Der brasilianische Psychologe, Therapeut und Professor Nicolau Chaud programmiert gesellschaftskritische und experimentelle Spiele, die die finsteren Ecken der menschlichen Psyche aufdecken sollen.
Mit Polymorphous Perversity präsentiert er ein auf dem RPGMaker2003 programmiertes Porno-Rollenspiel, das mal verstörend, mal witzig oder einfach nur schweinisch und lächerlich wirkt. Dennoch kann man darin eine kritische Haltung gegenüber der pornografisierten Gesellschaft entdecken. Zudem bricht Chaud in seinem neusten Werk mit einem Tabu der Game-Industrie: Computerspiele haben Sex bislang ignoriert. Es gibt zwar einige Titel, die "Sex-Szenen" zeigen oder andeuten, reflektiert wird Sex jedoch nie.
Aber dieses Tabu ist bei weitem nicht das einzige, das in Polymorphous Perversity gebrochen wird: Hier wird auf alle erdenklichen Arten gevögelt, gerammelt, gefickt und geblasen und dabei wird noch nicht mal zwischen Mann, Frau oder Tier unterschieden. So schafft es das Spiel trotz seiner Retro-Pixel-Grafik den Spieler zu ekeln oder zum Nachdenken anzuregen. Die Palette umschliesst von Sodomie über Sadismus bis hin zu Nekrophilie, Inzucht oder Pädophilie alles was die perversen Abgründe der menschlichen Psyche zu bieten hat. Aber was ist denn nun "pervers" und was "normal"? Ganz bewusst lässt Nicolau Chaud diese Grenzen verschwimmen.
In seinen starken Momenten lässt einem das Spiel angesichts der gezeigten Abartigkeiten hin- und herschwanken zwischen Amüsiertheit und Ekel. In seinen schwachen Momenten kann die ganze Absurdität der versauten Dialoge und Handlungen nicht über die unbefriedigende Umsetzung hinwegtäuschen: Als Spiel bleibt Polymorphous Perversity ungenügend.
Aber wer sich auf ein Nicolau-Chaud-Experiment einlässt, tut dies ohnehin nicht des Spasses wegen. Es sind die Provokationen, die zum Nachdenken anregen sollen und es letztendlich rechtfertigen, eins seiner Spiele auszuprobieren.
Spiele von Nicolau Chaud:
Nicolau Chauds Beautiful Escape: Dungeoneer
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