Warum mir einmal Gamescom reicht

Die Gamescom ist ein Riesending, keine Frage. Und eigentlich sollte jeder Gamer once in a lifetime die Pilgerfahrt nach Köln in Erwägung ziehen. Und das Wochenende hat auch durchaus Spass gemacht, denn vieles an der Gamescom ist richtig geil. Dennoch bin ich zum Schluss gekommen, dass es wahrscheinlich meine erste und letzte Gamescom war. Denn der Messe-Zirkus hat mich nachdenklich gemacht und mir vor Augen geführt, was mir Gaming eigentlich bedeutet. Und das ist für mich persönlich die wichtigste Erkenntnis von vergangenem Wochenende.

Ich hab da so’n Pfeifen in den Ohren
Die Gamescom ist laut, sehr laut. Egal wo man steht, man wird dauernd beschallt. Bässe wummern, Trailer kreischen und immer ist irgendwo irgendjemand am Mikrofon, der marktschreierisch nach Aufmerksamkeit verlangt. Jeder Autist würde sich einen Strick an die Messedecke knüpfen. Diese Dauerbeschallung zehrt zusammen mit den Menschenmassen auf Dauer ordentlich an den Nerven.

Finde das geil! Jetzt!
The Hype is real. Das ist für Gamer nichts Neues. Aber so eine Spielemesse generiert nicht nur Hypes, sie erzwingt sie förmlich. Wenn man beobachtet, wie Hundertschaften vor dem Farming Simulator 2017-Stand abgehen wie Kriegszitterer auf Metamphetamin, wird einem schon etwas unheimlich. Der Hype gleicht mancherorts einer richtiggehenden Gehirnwäsche, nicht selten erkauft durch eine ordentliche Portion Spoiler.

Ausverkauf der Seele
Das hat mich am meisten abgeturnt: Teile der Messe sind so absurd vollgestopft mit Equipment, Monitoren, Riesenplakaten, Lichtinstallationen, Computern, Bühnen, Panzern, Models usw., dass für mich die Liebe total verlorengeht. Dagobert Duck würde sich im Grab umdrehen (ist der eigentlich tot?), wenn er sehen würde, wieviel Geld die grossen und mittelgrossen Publisher in eine Gamescom stecken. Mit solchen Auftritten werden EA oder Blizzard für mich jedenfalls nicht sympathischer.

Konsum bis zur völligen Abgestumpftheit
Die Gamescom gleicht einem Drogentrip: Die Sinne werden permanent bombardiert mit Eindrücken. Intensive Farben, Geräusche und Lichter prasseln auf einen ein. Zudem locken Spass, Verführung und gratis Goodies an jeder Ecke. Das alles findet in einem höllischen Tempo statt, die Konsum-Spirale schraubt sich höher und höher und endet schliesslich - ganz so wie es sich beim Konsum gehört - in einem Gefühl von Leere.

Die Nerds
Ok, in gewisser Hinsicht sind wir alle Nerds und das ist auch gut so. Aber ein Nerd zu sein, gibt einem noch lange nicht das Recht, nicht zu duschen und im Triso-Look rumzueiern. Noch dazu steht diese Besucherkategorie in schon fast perversem Kontrast zu den Messe-Babes mit ihren tollen Outfits und den noch tolleren Plastikbrüsten. Für die würde ich übrigens jederzeit wieder nach Köln pilgern.



Nachtrag: Meine Erkenntnis
Gaming ist eine persönliche Erfahrung, es geht um ein Gefühl, es geht um Leidenschaft, um gute Stories, um Erinnerungen, um Freundschaften und gemeinsame Erlebnisse, es geht um intellektuelle Auseinandersetzung mit Themen und um Kunst. Gaming kann dich ein Leben lang begleiten, ohne dass du zum RL-losen Nerd-Monster mutierst, das in den Messehallen der Megakonzerne irgendwelchen Werbeartikeln nachschreit. Ich brauche nicht stundenlange Schlange zu stehen, nur um den neusten AAA-Titel als Erster gespielt zu haben, ich zieh mir das lieber ganz in Ruhe alleine oder mit guten Freunden rein.

 

Also im chrure Gamescom isch Overhypet und total überbewertet ;D
Für mich pers. han ich d gamescom i minere vorstellig grad erlebt. Chamer guet vorstelle wies öbbe abgange isch. Da gang ich lieber chillig mit em ami ane usfahrt Covoifahrt oder treffe das flashd meh .

 

Nächstes mal bin ich auch dabei. Hört sich genau nach einem Ort für mich an, nach einer Flasche Whiskey und ein Paar Bieren.

 

Schöner Bericht Ben! Und s Foti isch de killer ahahaha!
Aber ja ich teile dini Meinig, eimal gse und das wars.

Ezt musch na ad Dreamhack denn hesch alles gse wo mer als Gamer "muess" gse ha

 

Guter Artikel. So wie ich mir das ganze etwa vorgestellt habe.

 

Also ich würde sonst auch mal an so ne Plastikbrüste Convention pilgern im nächsten Jahr!