Beim Durchstöbern der Gildenwerbungen für ArcheAge scheint wirklich für jeden etwas dabei zu sein. Es gibt Gilden, die sich vorwiegend den PvE-Inhalten zuwenden möchten, Händlergilden, Handwerkergilden, Söldnergilden, RP-Gilden, Gilden, die sich auf alle Formen von PvP – von Seeschlachten bis hin zu Belagerungen – spezialisieren möchten und eine ganze Menge Gilden mit dem Fokus auf „PvX“, also von allem etwas. Bei all der bunten Vielfalt fällt allerdings eines auf: es gibt fast keine Piratengilden. Das Dasein als Freibeuter habe zu viele Nachteile und ruiniere den Spielspaß, so die einhellige Meinung, auf die man in der Community stößt. Dabei finde ich nach Monaten als Pirat: genau das Gegenteil ist der Fall!
Der Preis der Freiheit
Der Begriff Pirat wird oft missverständlich benutzt. Ein Totenkopf auf den Segeln und ein Jack-Sparrow-Zitat auf den Lippen machen noch keinen Piraten. Ein richtiger Pirat, also Mitglied der dritten Fraktion im Spiel, wird man erst, wenn man durch Bestehlen und Töten der Mitglieder der ursprünglich gewählten Fraktion 3000 Infamy-Punkte angesammelt hat. Sobald man diesen Wert erreicht hat, wird man mit sofortiger Wirkung von der kontinentalen Gesellschaft verstoßen und für vogelfrei erklärt. Das bedeudet, dass man allen Nicht-Piraten feindlich gesinnt ist - die meisten Nichtspieler-Charaktere miteingeschlossen! Man wird aus seiner Gilde geworfen, kann nicht mehr mit Spielern anderer Fraktionen chatten und sich auch nicht mehr mit diesen zu einer Gruppe zusammenschließen. Darüber hinaus wird man mit einem permanenten “Gesucht”-Debuff stigmatisiert und muss jedes Mal eine 40-minütige Haftstrafe verbüßen, wenn man auf Nuia oder Haranya von einem Spieler zur Strecke gebracht wird.
Kurz: Die südliche Hälfte Erenors bleibt Freibeutern mehr oder weniger verschlossen und alle Inhalte des südlichen Festlandes wie Quests, Weltbosse, Kriegszeiten, Handelstouren, Jagdgründe oder Housing-Gebiete sind gar nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen zugänglich. Zwar werden nicht mehr wie früher alle Charaktere eines Accounts zum Pirat, aber die Entscheidung für ein Piratendasein sei dennoch besser gut überlegt. Der Weg zurück in die Gemeinschaft des Festlandes ist nämlich steinig und lang. Man muss Buße tun und sich durch wochenlanges Absolvieren von täglichen Quests von seinen Sünden reinwaschen.
Von goldenen Zeitaltern
Wer von ArcheAge erwartet, langfristig an die Hand genommen und fortwährend mit frischen Inhalten gefüttert zu werden, sollte sich so oder so auf eine Enttäuschung einstellen. Zwar bietet das Spiel den Piraten kaum exklusiven Content und nur begrenzten Zugang zu vielen anderen Inhalten, aber die Möglichkeiten, sich seinen ganz eigenen Content zu gestalten, bleibt jedem selbst überlassen - ob nun Pirat oder nicht.
Von einer glorreichen Zeit der historischen Piraten kann ich zwar nur in Geschichtsbüchern lesen, aber in der koreanischen Version von ArcheAge durfte ich erleben, wie das Spielgeschehen zeitweise von den Piraten dominiert wurde. Die hatten sich nämlich Freedich Island, die Mittelinsel mit dem spendabelsten Händler im Spiel, unter den Nagel gerissen und alle sich nähernden Schiffe gekapert und entweder Schutzgeld verlangt oder sich dieses gewaltsam in Form der gesamten Fracht genommen - ein leuchtendes Beispiel für spielergenerierten Content.
Etwas ahnlich Kreatives hat sich die amerikanische Piratengilde Outcry mit deren Homeowner’s Association (“Hausbesitzer-Verein”) ausgedacht. Auf dem Alpha-Server haben sie sich große Landflächen auf Auroria gesichert und bieten allen anliegenden Hausbesitzern das Entrichten eines wöchentlichen Entgelts an. Wer zahlt, darf unbehelligt Haus und Hof bewirtschaften und sich über Unterstützung von den Handwerk-Spezialisten in Outcry freuen. Zahlungsunwilligen dagegen werden schlagfertige Argumente für eine Mitgliedschaft im Hausbesitzer-Verein vor Augen geführt.
"Uns bleibt immer Freedich"
Das Ende einer wortwörtlich goldenen Zeit markierte dann auch Patch 1.0 (bzw. 1.2). Seither gibt es auf Freedich Island nämlich für Handelspakete kein Gold mehr, sondern nur noch wahlweise Gilda Stars oder den sog. “Dragon Essence Stabilizer”. Letzterer wird zum Herstellen von High-End-Ausrüstung benötigt. Die Nachfrage ist allerdings ziemlich beschränkt und das Geschäft damit alles andere als lukrativ. Ob sich Piraten also in Zukunft mit Gilda Stars eine wirkliche Existenzgrundlage schaffen können, bleibt abzuwarten. Langfristig habe ich da allerdings große Zweifel, denn wenn das Gros der Spielerschaft erst einmal Haus und Schiffe hat, wird die nachfrage an Gilda Stars vermutlich drastisch sinken.
Freedich hat jedenfalls deutlich an Exklusivität verloren und darunter leiden in erster Linie die Freibeuter. Zwar ist die Heimat der Piraten die See und ihr Zuhause ist Growlgate, aber das Herz der Piratenwelt war immer Freedich. Denn egal wo man auf Beutetour geht, am Ende führt der Weg immer auf die Mittelinsel. Nur dort kann man seine Beute auch zu Geld machen. Abhilfe könnte eine Aufwertung des Fischhändlers auf Freedich schaffen. Diese gibt es nämlich bisher in allen möglichen Ecken Erenors, unter anderem auch in den sicheren Gebieten, in denen kein PvP betrieben werden kann und kaum jemand bringt seinen teuren Fisch auf das wohl gefährlichste Fleckchen Erde im Spiel. Mit besonders hohen Fischpreisen würde Freedich nicht nur allgemein eine attraktivere Anlaufstelle werden, sondern Piraten könnten mit ihrer Lieblingsbeschäftigung (Piraterie!) auch endlich wieder Gold verdienen.
Spaß ist, was ihr draus macht!
Wer sich also für ein Leben auf hoher See entscheidet, sollte sich bewusst machen, dass es dabei nicht nur um Seeschlachten oder Totenköpfe auf den Segeln geht. Das gehört natürlich dazu, aber es ist vielmehr eine einzigartige Herangehensweise an das Spiel. Es sagt dir nicht, wer Freund oder Feind ist. Jeder ist Feind, schmiede deine eigenen Bündnisse! Das Spiel sagt dir nicht, wo gerade Krieg ist und wo du dich ins Getümmel werfen kannst. Lust auf PvP? Zettle deinen eigenen Krieg an! Das Spiel bietet dir keine Beschäftigungsgarantie mit täglichen Aufgaben. Langeweile? Unternimm selbst etwas dagegen! Das Leben als Seeräuber ist sicherlich nicht jedermanns Sache und ein Großteil derer, die das Abenteuer Piraterie wagen, kehrt nach kurzer Zeit wieder aufs Festland zurück. Viele Herausforderungen sind als Pirat schwieriger zu bewältigen, manche gar nicht und besondere Belohnungen gibt es nicht. Warum sollte man sich also dennoch für ein Leben auf hoher See entscheiden? Das muss jeder für sich selbst beantworten. Die meiner Meinung nach beste Antwort darauf liefert allerdings ein bekanntes Filmzitat:
Es gibt Menschen, die an logischen Dingen nicht interessiert sind. Zum Beispiel Geld. Man kann sie nicht kaufen, sie zur Vernunft bringen, oder mit ihnen verhandeln. Einige Menschen wollen die Welt einfach nur brennen sehe
Von Melancholy
Source: http://archeage-online.de/artikel/kolumnen/seemannsgarn/das-leben-der-anderen.html
Link zur Offizielen HP: http://www.archeagegame.com/de/
Der Preis der Freiheit
Der Begriff Pirat wird oft missverständlich benutzt. Ein Totenkopf auf den Segeln und ein Jack-Sparrow-Zitat auf den Lippen machen noch keinen Piraten. Ein richtiger Pirat, also Mitglied der dritten Fraktion im Spiel, wird man erst, wenn man durch Bestehlen und Töten der Mitglieder der ursprünglich gewählten Fraktion 3000 Infamy-Punkte angesammelt hat. Sobald man diesen Wert erreicht hat, wird man mit sofortiger Wirkung von der kontinentalen Gesellschaft verstoßen und für vogelfrei erklärt. Das bedeudet, dass man allen Nicht-Piraten feindlich gesinnt ist - die meisten Nichtspieler-Charaktere miteingeschlossen! Man wird aus seiner Gilde geworfen, kann nicht mehr mit Spielern anderer Fraktionen chatten und sich auch nicht mehr mit diesen zu einer Gruppe zusammenschließen. Darüber hinaus wird man mit einem permanenten “Gesucht”-Debuff stigmatisiert und muss jedes Mal eine 40-minütige Haftstrafe verbüßen, wenn man auf Nuia oder Haranya von einem Spieler zur Strecke gebracht wird.
Kurz: Die südliche Hälfte Erenors bleibt Freibeutern mehr oder weniger verschlossen und alle Inhalte des südlichen Festlandes wie Quests, Weltbosse, Kriegszeiten, Handelstouren, Jagdgründe oder Housing-Gebiete sind gar nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen zugänglich. Zwar werden nicht mehr wie früher alle Charaktere eines Accounts zum Pirat, aber die Entscheidung für ein Piratendasein sei dennoch besser gut überlegt. Der Weg zurück in die Gemeinschaft des Festlandes ist nämlich steinig und lang. Man muss Buße tun und sich durch wochenlanges Absolvieren von täglichen Quests von seinen Sünden reinwaschen.
Von goldenen Zeitaltern
Wer von ArcheAge erwartet, langfristig an die Hand genommen und fortwährend mit frischen Inhalten gefüttert zu werden, sollte sich so oder so auf eine Enttäuschung einstellen. Zwar bietet das Spiel den Piraten kaum exklusiven Content und nur begrenzten Zugang zu vielen anderen Inhalten, aber die Möglichkeiten, sich seinen ganz eigenen Content zu gestalten, bleibt jedem selbst überlassen - ob nun Pirat oder nicht.
Von einer glorreichen Zeit der historischen Piraten kann ich zwar nur in Geschichtsbüchern lesen, aber in der koreanischen Version von ArcheAge durfte ich erleben, wie das Spielgeschehen zeitweise von den Piraten dominiert wurde. Die hatten sich nämlich Freedich Island, die Mittelinsel mit dem spendabelsten Händler im Spiel, unter den Nagel gerissen und alle sich nähernden Schiffe gekapert und entweder Schutzgeld verlangt oder sich dieses gewaltsam in Form der gesamten Fracht genommen - ein leuchtendes Beispiel für spielergenerierten Content.
Etwas ahnlich Kreatives hat sich die amerikanische Piratengilde Outcry mit deren Homeowner’s Association (“Hausbesitzer-Verein”) ausgedacht. Auf dem Alpha-Server haben sie sich große Landflächen auf Auroria gesichert und bieten allen anliegenden Hausbesitzern das Entrichten eines wöchentlichen Entgelts an. Wer zahlt, darf unbehelligt Haus und Hof bewirtschaften und sich über Unterstützung von den Handwerk-Spezialisten in Outcry freuen. Zahlungsunwilligen dagegen werden schlagfertige Argumente für eine Mitgliedschaft im Hausbesitzer-Verein vor Augen geführt.
"Uns bleibt immer Freedich"
Das Ende einer wortwörtlich goldenen Zeit markierte dann auch Patch 1.0 (bzw. 1.2). Seither gibt es auf Freedich Island nämlich für Handelspakete kein Gold mehr, sondern nur noch wahlweise Gilda Stars oder den sog. “Dragon Essence Stabilizer”. Letzterer wird zum Herstellen von High-End-Ausrüstung benötigt. Die Nachfrage ist allerdings ziemlich beschränkt und das Geschäft damit alles andere als lukrativ. Ob sich Piraten also in Zukunft mit Gilda Stars eine wirkliche Existenzgrundlage schaffen können, bleibt abzuwarten. Langfristig habe ich da allerdings große Zweifel, denn wenn das Gros der Spielerschaft erst einmal Haus und Schiffe hat, wird die nachfrage an Gilda Stars vermutlich drastisch sinken.
Freedich hat jedenfalls deutlich an Exklusivität verloren und darunter leiden in erster Linie die Freibeuter. Zwar ist die Heimat der Piraten die See und ihr Zuhause ist Growlgate, aber das Herz der Piratenwelt war immer Freedich. Denn egal wo man auf Beutetour geht, am Ende führt der Weg immer auf die Mittelinsel. Nur dort kann man seine Beute auch zu Geld machen. Abhilfe könnte eine Aufwertung des Fischhändlers auf Freedich schaffen. Diese gibt es nämlich bisher in allen möglichen Ecken Erenors, unter anderem auch in den sicheren Gebieten, in denen kein PvP betrieben werden kann und kaum jemand bringt seinen teuren Fisch auf das wohl gefährlichste Fleckchen Erde im Spiel. Mit besonders hohen Fischpreisen würde Freedich nicht nur allgemein eine attraktivere Anlaufstelle werden, sondern Piraten könnten mit ihrer Lieblingsbeschäftigung (Piraterie!) auch endlich wieder Gold verdienen.
Spaß ist, was ihr draus macht!
Wer sich also für ein Leben auf hoher See entscheidet, sollte sich bewusst machen, dass es dabei nicht nur um Seeschlachten oder Totenköpfe auf den Segeln geht. Das gehört natürlich dazu, aber es ist vielmehr eine einzigartige Herangehensweise an das Spiel. Es sagt dir nicht, wer Freund oder Feind ist. Jeder ist Feind, schmiede deine eigenen Bündnisse! Das Spiel sagt dir nicht, wo gerade Krieg ist und wo du dich ins Getümmel werfen kannst. Lust auf PvP? Zettle deinen eigenen Krieg an! Das Spiel bietet dir keine Beschäftigungsgarantie mit täglichen Aufgaben. Langeweile? Unternimm selbst etwas dagegen! Das Leben als Seeräuber ist sicherlich nicht jedermanns Sache und ein Großteil derer, die das Abenteuer Piraterie wagen, kehrt nach kurzer Zeit wieder aufs Festland zurück. Viele Herausforderungen sind als Pirat schwieriger zu bewältigen, manche gar nicht und besondere Belohnungen gibt es nicht. Warum sollte man sich also dennoch für ein Leben auf hoher See entscheiden? Das muss jeder für sich selbst beantworten. Die meiner Meinung nach beste Antwort darauf liefert allerdings ein bekanntes Filmzitat:
Es gibt Menschen, die an logischen Dingen nicht interessiert sind. Zum Beispiel Geld. Man kann sie nicht kaufen, sie zur Vernunft bringen, oder mit ihnen verhandeln. Einige Menschen wollen die Welt einfach nur brennen sehe
Von Melancholy
Source: http://archeage-online.de/artikel/kolumnen/seemannsgarn/das-leben-der-anderen.html
Link zur Offizielen HP: http://www.archeagegame.com/de/
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